Erwerb eines Ultraschallgerätes für das Katate-Health-Center, Kanungu, Uganda

Einerseits ist Uganda für manche wegen seiner Landschaft, der Tierwelt, der Natur, am riesigen Viktoriasee gelegen, die Perle Afrikas, ist zudem reich an nachgewiesenen Bodenschätzen (Kupfer- und Kobalt-Lagerstätten, unerschlossene Erdöl- und Erdgasreserven), besitzt in wesentlichen Landesteilen gute Bedingungen für eine ertragreiche Landwirtschaft,

andererseits zählt das von umfassender Korruption (Rang 142 von 179 Nationen, vgl. Transparency International CPI 2020) geprägte Land – auf der Basis wiederholter Verfassungsänderungen inzwischen seit 1986  (!) von Yoweri Kaguta Museveni als Staatoberhaupt und Regierungschef mit weitreichenden Vollmachten mehr als autoritär regiert – zu den ärmsten Ländern der Welt. Im Human Development Index (HDI) des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen (UNDP) belegte das Land 2017 Platz 162 von 189 und gehört damit in die Kategorie „Länder mit niedrigem Entwicklungsstand“. Uganda weist ein Pro-Kopf-Einkommen von durchschnittlich 912 US$ (2020 – vgl. International Monetary Fund, World Economic Outlook Database, Oct. 2020) aus und 42% der Bevölkerung (ca. 20 Mio. Menschen) leben unter der Armutsgrenze, d.h. verfügen über weniger als 1,90$/Tag  (vgl. Human Development Report 2020. United Nations Development Programme). Bildung und Gesundheit sind ein Menschenrecht, aber der teilweise dysfunktionale Staat gewährleistet dieses Recht nicht flächendeckend.

Zwar gibt es im Gesundheitswesen ein pyramidal aufgebautes System von Gesundheitseinrichtungen beginnend mit lokalen ehrenamtlichen Gemeindegesundheitskräften (Stufe I) und reicht bis hin zum Gesundheitszentrum IV, in der Regel in den Distriktstädten gelegen, das von einem Arzt geführt wird und auch chirurgische Leistungen erbringt, aber weder reichen die Kapazitäten  für die große Zahl der Menschen aus, noch sind sie in akzeptabler Reichweite für sehr viele Patienten. Fehlende Mittel, fehlendes und teilweise unzureichend ausgebildetes Personal, dessen Verweildauer an manchen Einrichtungen immer wieder aus persönlichen und monetären Gründen sehr kurz ist, mangelhafte, unzureichende Ausstattung, maroder oft desolater Zustand von Gesundheitsgebäuden/ Krankenstationen, landestypisch gering entwickelte Infrastruktur in der Fläche schränkt die Inanspruchnahme des Gesundheitssystems durch die Bürger enorm ein. Hinzu kommt das im Land keine flächendeckende staatliche Krankenversicherung existiert und für medizinische Dienstleistungen idR bezahlt werden muss, angesichts der grassierenden Armut für viele Menschen nicht möglich. Den Zustand des medizinischen Systems beschreiben wenige Zahlen (vgl. destatis.de) : auf 10.000 Menschen kommen statistisch 1,7 Ärzte  (D : 50!), 5 Krankenhausbetten (D : 80), oder die Säuglingssterblichkeit (Alter 0-1Jahr) von 33/1.000 Lebendgeburten (D : 3) und die Kindersterblichkeit (Alter 1-5Jahre) von 46/1.000 Lebendgeburten (D : 4,2). Der eingeschränkte Zugang zu medizinischen Leistungen, der verbreitete Glaube an spirituelle Heiler, die wirtschaftliche Lage eines großen Teils der Bevölkerung, insbesondere in den ländlichen Regionen führen bei behandelbaren Krankheiten oft zu lebensgefährlichen Situationen.

Gesundheitsstation der Stadt Kanungu 2015

Diese erhebliche medizinische Unterversorgung insbesondere in ländlichen Gegenden zu verringern bemühen sich seit vielen Jahren zahlreiche NGOs und kirchliche Einrichtungen, teilweise mit beachtlichem Erfolg. Bei einem ärztlichen Kurzeinsatz in einem Missionskrankenhaus im Kanungu-Distrikt im Südwesten von Uganda gelegen, lernte Dr. Listle die lokale Gesundheitsstation kennen, das Katate-Health-Center. Es befand sich in einem desolaten Zustand, ohne Arzt und nur von Schwestern und Pfleger betrieben, ohne funktionierende Stromversorgung, fließendes Wasser, ohne Wohnmöglichkeiten für das wenige Personal. Operationsmöglichkeiten bestanden nicht, Schwangere mit Geburtskomplikationen mussten z.B. stundenlang über unzureichende Wege in ein entferntes Krankenhaus transportiert werden, um ihr Kind per Kaiserschnitt zu gebären; die anfallenden Kosten können viele Familien nur durch Landverkauf aufbringen, ein weiterer Schritt in noch größere Armut. Daraus erwuchs der Plan von Dr. Listle das Gesundheitszentrum zu einem Krankenhaus mit umfassender ärztlicher Versorgung der Kranken auszubauen, die maroden Gebäude in Stand zu setzen und bedarfsgerecht zu erweitern (https://www.katate-health-center.de).

Katate Health Center im Kanungu-Distrikt im Südwesten von Uganda © Openstreetmap
Das sanierte/renovierte und erweiterte
Katate-Health-Center

Die seit dem Start 2016 durchgeführten  Baumaßnahmen sind beachtlich, ohne verlässliche Partner vor Ort aber nicht zu realisieren, bei allem persönlichen Engagement. In der ugandischen Nichtregierungsorganisation CHIFCOD (Child in Family and Community Development Organization) und ihren tatkräftigen Vertretern fand er Partner für das sehr ambitionierte Projekt und in Deutschland u.a. durch „Brot für die Welt“ finanzielle Unterstützung. Es erfolgte nicht nur die umfassende Sanierung der bestehenden Gebäude, des Gebäudes für die ambulante Patientenversorgung, sondern auch der Bau eines neuen OP-Zentrums, eines Labors, Renovierung der Geburtshilfestation und Allgemeinstation, Bau und Renovierung von Personalwohnungen. Der Bau einer Privatstation dient dazu mit den hier generierten Einkünften zur Finanzierung der Versorgung der Patienten der Allgemeinstation beizutragen. Das so erweiterte Krankenhaus wurde soweit wie sinnvoll und möglich technisch ausgerüstet. Inzwischen sind die Sanierungs- und Erweiterungsbaumaßnahmen weitgehend abgeschlossen, der ambulante und stationäre Betrieb läuft, das Krankenhaus hat einen enormen Zuspruch, was den hohen Bedarf in der Region von 300.000 Menschen zeigt. Durch den erreichten Krankenhausstandard konnten inzwischen neue Ärzte gewonnen und angestellt werden.

Besucher, Patienten, Ärzte und Krankenhauspersonal

Das inzwischen voll funktionsfähige Krankenhaus bietet nicht nur ausgebildeten Ärzten einen interessanten Arbeitsplatz, ist für Ärzte attraktiv, sondern ist auch eine Kooperation mit der im Aufbau begriffenen Great Lakes Regional University of  Kanungu eingegangen und ist nun eine Ausbildungsstation für sogenannte Clinical Officers, das sind ausgebildete medizinische Hilfskräfte, eine von vier derartigen Stationen in Uganda.

Die hohe Kinder- und Müttersterblichkeit auch im Kanungu-Bezirk deutlich zu senken, ist eine der wichtigen Aufgaben, der sich die Initiatoren gestellt haben. Der Einsatz moderner Ultraschallgeräte ist dabei ein bedeutsames diagnostisches Instrument im ambulanten Einsatz, zur Beratung der Schwangeren aber auch um frühzeitige medizinische Eingriffe zu ermöglichen, wird aber darüber hinaus auch zu weiterer klinischer Diagnose im Krankenhaus eingesetzt und dient der Fortbildung des Krankenhauspersonals und der Studenten.

Einsatz des Ultraschallgerätes bei der Diagnose, Ausbildung und Operationen

Bei durchschnittlich monatlich 1600 ambulant zu behandelnden Patienten, 80 Geburten und 25 notwendigen Kaiserschnitten ist ein Ultraschallgerät eine große Unterstützung. Das durch die Unterstützung der Stiftung Solidarität und Gerechtigkeit angeschaffte Ultraschallgerät trägt dazu bei, dass das Krankenhaus durch die sehr geringen von den Patienten für eine Untersuchung zu leistenden Beiträge (ca. 2,50€/Untersuchung) Mittel zur Eigenfinanzierung des Krankenhauses generieren kann, im besten Sinne Hilfe zur Selbsthilfe. Die aktuellen Nutzungszahlen von mehr als 300 Untersuchungen im 1. Quartal seit der Anschaffung unterstreichen den großen Nutzen, den diese Förderung von uns vor Ort stiftet (vgl. auch https://www.katate-health-center.de/die-neuesten-nachrichten/  vom November 2021).

Wir freuen uns, das Projekt unterstützen zu können, den Menschen vor Ort eine bessere medizinische Versorgung zu ermöglichen und einen kleinen Beitrag zur Verringerung der Säuglings-, Kinder- und Müttersterblichkeit zu leisten.

Copyright der Fotos :
Jens Oertel, H. Listle, Katate-Health-Center, Unicef CH