Die Republik Benin, in Westafrika am Golf von Guinea gelegen, grenzt im Osten an Nigeria, im Westen an Togo und im Norden an Burkina Faso und den Niger. 1960 erlangte die französische Kolonie ihre Unabhängigkeit, durchlebte Zeiten der Irrungen und Wirrungen mit mehreren Staats-streichen. Seit 1990 besteht eine präsidiale Demokratie mit freien Wahlen, so dass zumindest einige Jahre lang das Land zu den stabilsten Demokratien Afrikas gezählt wurde. Inzwischen wurden demokratische Rechte immer weiter eingeschränkt, u.a. das Demonstrations- und Versammlungsrecht, Parteienzulassungen zu Wahlen werden erheblich erschwert, so dass inzwischen von einer „Scheindemokratie“, ja sogar von einer „Wahlautokratie“ gesprochen wird. Korruption, keine wirksame Gewaltenteilung zur Sicherstellung der Rechtstaatlichkeit in Regierung und Verwaltung kennzeichnen u.a. die aktuelle Entwicklung in der ehemaligen „Musterdemokratie“ Benin (vgl.:  https://link.springer.com/article/10.1007/s12399-020-00830-9).

© Openstreetmap: Projektort Djago / Gemeinde Dassa-Zoume

Die Lebensbedingungen der fast 13 Mio. Einwohner (2021) sind extrem hart; fast 50% der Bevölkerung stehen inflationsbereinigt nur 1,90 US$/Tag zur Verfügung, sie leben in extremer Armut (https://www.laenderdaten.de) Das stark schwankende Wachstum des Bruttosozialprodukts –  2021: 7,1%, 2020: 3,85%; Quelle : https://data.worldbank.org/country/benin – reicht bei einem jährlichen Bevölkerungszuwachs von 2,8% (2021: Quelle wie vor; zum Vergleich Deutschland 2020: 0,39%) kaum aus, um langfristig eine grundlegende nennenswerte Verbesserung der Lebensbedingungen großer Bevölkerungskreise zu ermöglichen. Auf dem Index der menschlichen Entwicklung (HDI-Index) belegt Benin Platz 166 unter 191 Nationen (https://www.laenderdaten.de/indizes/hdi.aspx).

Zwei Drittel der Bevölkerung lebt auf dem Land und betreibt i.d.R. eine Subsistenzwirtschaft, 98% der bewirtschafteten Grundstücke sind nicht durch Landrechte abgesichert, die Gefahr der Verdrängung und von Konflikten mit nicht sesshaften Viehhirten ist hoch. Da das Land in großen Gebieten von einer Savanne geprägt ist, wirkt sich die globale Klimaer-wärmung spürbar aus, sowohl auf die erzielbaren landwirtschaftlichen Erträge als auch auf die generellen Lebens- und Überlebensbedingungen der auf dem Land lebenden Bevölkerung. (s. auch : https://www.weltohnehunger.org/beitrag-lesen/landrechte).

© Grund-zum-Leben

Frisches Wasser ist ein rares, kostbares Gut, steht sehr vielen Menschen in Benin nicht zur Verfügung. Viele Menschen verbringen täglich Stunden damit, Wasser aus Bächen, Tümpeln, Pfützen oder auch Seen heranzu-schaffen; oft sind es die Kinder, die statt eine Schule zu besuchen, und Frauen, die diese Arbeit leisten. Gesund ist dieses Wasser i.d.R. nicht, sondern enthält eine Vielzahl von Keimen, Verunreinigungen, die oft tödliche Krankheiten hervorrufen.

© Freunde Benins eV

Dies zeigen auch die Daten von Säuglings- und Kindersterblichkeit: 30 von 1000 Säuglingen sterben bei der Geburt; 86 von 1000 Geborenen erreichen nicht das 5. Lebensjahr (2020; Quelle : https://data.worldbank.org – Deutschland : 3,6 bzw. 2). Zugang zu sauberem Wasser/Trinkwasser sichert Leben, kann auch das Überleben der von der kleinen Landwirtschaft lebenden ländlichen Bevölkerung mit gewährleisten, die für ihren Anbau nicht mehr auf die schnell versiegenden Regengüsse alleine angewiesen sind. Aus gutem Grund ist der Zugang zu sauberem Wasser ein herausgehobenes Ziel auf der Liste der 17 Sustainable Development Goals der UN für 2030 (https://sdgs.un.org/goals).

Der Verein Königsbrunn fördert Brunnenbau in Afrika (KfBiA) – https://www.kfbia.de – hat seit seiner Gründung ab 2019 bereits 41 Brunnenprojekte in 6 afrikanischen Ländern erfolgreich abgeschlossen; weitere 17 neue Projekte sind in Vorbereitung. Oft stößt man bei einer Tiefbohrung in 70-100m auf Grundwasser und kann mit einer erfolgreichen Tiefenbohrung ein ganzes Dorf, die Bewohner, Gärten, landwirtschaftliche Flächen und Tiere mit sauberem Wasser versorgen. Der Projektpartner in Benin, HT Benin (www.htbenin.org) hat das geförderte Brunnenprojekt über den Verein Königsbrunn fördert Brunnenbau in Afrika an uns herangetragen. Die Ausgangssituation im Projektort, dem Dorf Djago, ca. 1200 Dorfbewohner, wird wie folgt beschrieben: ¾ der Dorfhaushalte leiden Hunger, auch weil die Äcker bei unzureichender Bewässerung nicht genug Ertrag abwerfen; insbesondere während der Trockenheit, wenn nur stark verunreinigtes Wasser – wenn überhaupt – zur Verfügung steht, erkranken ein großer Teil der Kinder an Durchfall und leiden an Anämie, die Unter-ernährung nimmt drastisch zu. Die Schulabbruchquote im Dorf ist vor allem wegen des Einsatzes der Kinder zum Wasserholen extrem hoch; es wird von 300 Kindern im Dorf, die aus diesem Grund die Schule verlassen haben/mussten, berichtet. Ziel des Projektes : Versorgung der Dorfbe-völkerung mit ausreichendem und sauberem Trinkwasser, Reduzierung der Erkrankungen, Steigerung des Schulbesuchs der Kinder.

Bei 75m Bohrtiefe (in geringeren Tiefen wurden drei weitere wasserführende Schichten festgestellt) wurde Grundwasser in großer Menge erreicht; die Förderkapazität der handbetriebenen Pumpe ist ausreichend, um jeder Dorffamilie täglich bis zu 300l sauberes Trinkwasser zu liefern.

Durch die Gründung eines Brunnenkomitees wird die einvernehmliche Nutzung gesichert, ein Brunnenkonto wurde eingerichtet, auf das jede Familie ein eher symbolisch zu betrachtendes, ihre persönliche Lage berücksichtigendes monatliches Wassergeld zahlt.

© Karin Gaesing

Dadurch wird einerseits die Verantwortung für den Brunnen und den sorgsamen Umgang mit der Technik gefördert – „das ist unser Brunnen!“ -, andererseits werden insbesondere auch – im Rahmen des Möglichen – Rücklagen für künftig anfallende Reparaturen gebildet und durch Verantwortliche des Komitees der Zustand des Brunnens überwacht. Die Wassernot im Projektgebiet konnte gelindert, positiver Einfluss auf die Gesundheit von Kindern und Erwachsenen erreicht und insbesondere auch die Zahl der Schulabbrecher nennenswert reduziert werden. Von den 300 Kindern, die vorher die Schule verlassen hatten, gehen inzwischen wieder 125 nach Inbetriebnahme des Brunnens in die Schule. Von den 172 Dorffamilien haben aktuell 165 Familien direkten und nachhaltigen Zugang zum Trinkwasser, das in ein- bis zwölfminütigem Fußweg zum Brunnen erreichbar ist. Der neue Brunnen ändert nicht alles im Dorfleben, aber vieles.

© der Fotos, wenn nicht anders angegeben : https://www.kfbia.de