Tiefbrunnen in Chilumba, Karonga District, Malawi

Malawi ist ein Binnenstaat in Südostafrika am Malawisee, dem 3. größten See Afrikas gelegen, grenzt an Tansania, Mosambik und Sambia. Insbesondere in den Grenzregionen zu Tansania und Mosambik, Anrainer des Malawisees, kommt es hin und wieder zu Konflikten, die ihre Ursache in Teilhabe an Bodenschätzen und Fischfang haben. Ehemals britische Kolonie erlangte Malawi 1964 die Unabhängigkeit, wurde 1966 präsidiale Republik und Mitglied im Commonwealth, bis 1993/94 von seinem Präsidenten autokratisch regiert bis als Folge erzwungener freier Wahlen und Zulassung eines Mehrparteiensystems erfolgreiche Schritte zur Demokratisierung gegangen wurden. Diese wurde auch gegen wiederholte Widerstände und Versuche, sie auszuhöhlen, verteidigt. So wurde die Wahl von 2019 erfolgreich wegen Manipulation vor dem obersten Gericht angefochten und mussten wiederholt werden; ein friedlicher Regierungswechsel war die Folge, für viele Regionen Afrikas ein Hoffnungszeichen. Der vom Economist entwickelte und veröffentlichte Demokratieindex listet Malawi an Position 78 von 167 Ländern auf, als Hybridregime auf dem Weg, sich positiv zu einer Demokratie mit Mängeln zu entwickeln (https://infographics.economist.com/2022/democracy-index-2021/index.html). Korruption ist weit verbreitet, Transparency International führt Malawi auf Platz 110 von 180 Ländern (https://www.transparency.de/cpi/cpi-2021/cpi-2021-tabellarische-rangliste), immer wieder erschüttern bis in hohe Staatsämter Korruptionsvorwürfe das Land.

© Openstreetmap: Projektort Chilumba, Karonga District, Malawi

Die Bevölkerung von Malawi wird für 2022 auf 20,4 Mio. geschätzt und wird prognostiziert bis 2050 auf über 37 Mio. Einwohner steigen, im Wesentlichen durch die seit Jahren gesunkene aber immer noch hohe Geburtenrate von  4,1 (zum Vergleich D : 1,6) getrieben; das aktuelle Bevölkerungswachstum wird mit 2,7% angegeben (2020; D: 0,7%) (https://de.statista.com/statistik/daten/studie/416851/umfrage/gesamtbevoelkerung-von-malawi; https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bevoelkerung/Geburten/_inhalt.html; https://www.laenderdaten.info/bevoelkerungswachstum.php). Die hohe Kindersterblichkeit von 40 Kindern bei 1000 Geburten (2020) im Vergleich zu Deutschland (3,5 (2022), die hohe Müttersterblichkeit bei Geburten (https://de.statista.com/statistik/daten/studie/754328/umfrage/kindersterblichkeit-in-malawi; https://de.statista.com/statistik/daten/studie/810933/umfrage/kindersterblichkeit-in-den-eu-laendern) weisen auf den hohen Bedarf an besserer medizinischer Versorgung hin; weit verbreitete chronische Unterernährung, die immense Zahl der jährlichen Malariaerkrankungen und unzureichende hygienische Verhältnisse sind für Land und seine Bevölkerung eine große Herausforderung.

Malawi zählt zu den ärmsten Ländern der Welt; auf dem aktuellen Index der menschlichen Entwicklung der UN (HDI-Index) liegt das Land auf Rang 169 von 191 Staaten (https://www.laenderdaten.de/indizes/hdi.aspx). Das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen liegt in 2022 geschätzt bei 1,60$/Tag bzw. 566$/Jahr (zum Vergleich Deutschland : 51.349$). (https://de.statista.com/statistik/daten/studie/416874/umfrage/bruttoinlandsprodukt-bip-pro-kopf-in-malawi). Der größte Teil der Bevölkerung, je nach Quelle 70-90%, arbeitet in der mit idR einfachsten Hilfsmitteln betriebenen Landwirtschaft, oft in Form der Subsistenzwirtschaf. Häufig ist diese für den eigenen Bedarf nicht ausreichend, so dass 18% der Bevölkerung unterernährt sind, besonders verheerend für die Entwicklung der Kinder und Jugendlichen. Die vorherrschenden klimatischen Verhältnisse, es herrscht ein subtropisches Klima, und Konzentration von Regenfällen auf einige Monate im Sommer sind nicht besonders ertragsfördernd. Der Klimawandel steigert die Bedrohung der Bevölkerung, noch geringere Ernten, häufigere Dürren und Überschwemmungen treten ein. Der Weltrisikobericht von  2019 bewertet Malawi als Land mit „sehr hoher“ Verwundbarkeit und Anfälligkeit (https://weltrisikobericht.de).

Malawi ist also ein Land, dessen Menschen in vielerlei Hinsicht die solidarische Unterstützung aus den reichen Teilen unserer Welt bedarf. Der 2013 gegründete Verein „Malawi Freunde Rottenburg“  (https://www.malawi-freunde-rottenburg.de/index.php )  hat sich mit großem Engagement diesem Ziel verschrieben und konnte eine Vielzahl von Einzelvorhaben bereits umsetzen. So verfolgt man mit Elan den Aufbau sogenannter village clinics in der Region Chilumba.

Oder unterstützt unterschiedliche landwirtschaftliche Teilvorhaben, um der Bevölkerung nicht nur neue bessere Einkommensmöglichkeiten zu erschließen, eine ausreichende Ernährungsbasis zu schaffen, sondern auch um das Wissen einer nachhaltigen und ertragreichen Landwirtschaft zu vermitteln.

Ein Schwerpunkt  ihrer Arbeit liegt in der Gemeinde Chilumba, im Norden des Landes am Malawisee gelegen und Teil des Karonga Distriks, und seinen zahlreichen kleineren Teildörfen. Obgleich nah am Wasser gelegen ist Wasser, insbesondere sauberes Wasser, ein rares Gut. Für die eigenen Bedürfnisse und die kleinen Landwirtschaften müssen oft über Kilometer Frauen und vor allem Mädchen das Wasser, idR verunreinigt, herantragen. Dies wirkt sich nicht nur auf den Schulbesuch der Kinder aus,  die schlechte gesundheitsgefährdende Wasserqualität kann zur weiteren Verbreitung von Krankheiten beitragen, das Leben der armen Bauern gefährden. Die Verbesserung der hygienischen Verhältnisse durch Zugang zu einer sauberen Wasserquelle war das Ziel, das der Verein schon in einigen Teildörfern durch Bau von Brunnen erreicht hat.

Maßgeblich durch die Stiftung gefördert konnten 2022 in drei Ortsteilen der Gemeinde Chilumba Tiefbrunnen gebohrt werden. Nutznießer sind 230 im Einzugsbereich befindliche Haushalte mit rund 1500 Personen. Durch die Bildung von Brunnenkomitees in jedem Dorf wird einerseits die Verantwortung für den Zustand des Brunnens in die Hände der Bewohner gelegt, andererseits durch die von jedem Haushalt zu erfüllende monatliche Einzahlungsverpflichtung in die Brunnenkasse eine Rücklage für Reparaturen gebildet. Der monatliche Beitrag richtet sich an den wirtschaftlichen Verhältnissen der Haushalte aus. Der größte Teil der Nutznießer kommt der monatlichen Zahlungsverpflichtung nach; auch wenn der monatliche Betrag von 0,50-1,00€ gering erscheint, nicht immer verfügen die Familien über die notwendigen Mittel. Wie wichtig die Brunnenkasse ist zeigt der periodisch anfallende Reparaturbedarf.

Die Zielstellungen Versorgung mit sauberem Wasser, deutlicher Reduzierung der Wegezeiten zur Wasserbeschaffung, mehr Freiraum insbesondere für die Mädchen statt Wasser zu holen die Schule zu besuchen, werden erreicht. Während vor dem Brunnenbau 41% (vorwiegend Frauen und Mädchen) mehr als 60 Minuten Fußweg zur nächsten Wasserstelle hatten (31% zwischen 30-60 Minuten), erreichen nunmehr 74% der Bewohner innerhalb von 15 Minuten die Wasserstelle. Das Projekt ist somit in vielfacher Hinsicht nachhaltig.

Durch die Einbindung der URAC Urban Research & Advocacy Centre, Mzuzu, Malawi, mit dem der antragstellende Verein bei zahlreichen Projekten bereits zusammengearbeitet hat, sowohl in die Planung, Ausführung, Einweisung der Bewohner, Bildung der lokalen Wasserkomitees als auch dessen anschließende Betreuung und Supervision, Überwachung des Brunnenzustands und Evaluation des Projekts ist ein langfristiger Benefit für die Bevölkerung gegeben. Dies ist ein kleiner Baustein zum Erreichen eines der wichtigen Sustainable Development Goals (SDGs) der UN, bis 2030 die Verfügbarkeit und nachhaltige Bewirtschaftung von Wasser und Sanitärversorgung für alle zu gewährleisten.

© der Fotos : malawi-freunde-rottenburg