Insbesondere dem enormen Engagement von Dr. Listle und den im Laufe der Jahre immer größer werden Kreis von Mithelfern und Unterstützern in Deutschland und Uganda ist es gelungen, sukzessive mit kleinen Schritten seit 2016 ein in einem sehr desolaten Zustand befindliches kleineres Krankenhaus in Kanungu, Distrikt Kanungu, Uganda umfassend zu sanieren. Es wurde erweitert, ausgestattet mit technischem Gerät, von auch heutigen Anforderungen genügenden Behandlungs- und OP-Räume wurden geschaffen,  qualifiziertes Personal angeworben und langfristig gehalten – sowohl  Pflegerinnen und Pflegern als auch Ärzte. Eine Hebammen- und Krankenschwesterschule etabliert, so dass das Krankenhaus nunmehr auch als Lehrkrankenhaus dient. Es entfaltet heute eine enorme Strahlkraft in die Region. Bei einem  insbesondere im ländlichen Bereich teilweise dysfunktionalen staatlichen Gesundheitssystem steigt die Anzahl von Patienten ständig, Qualität, Uneigennutz und Mitgefühl bei Ärzten und Pflegekräften sprechen sich in der Region herum. Patienten aus der umliegenden Region suchen Hilfe und ärztliche Betreuung im Katate Health Center.

Gesamtkomplex des Katate Health Centers
Katate Health Center im Kanungu-Distrikt im Südwesten von Uganda © Openstreetmap

Unsere Stiftung konnte in 2021 maßgeblich die Anschaffung eines vielfältig, insbesondere zu diagnostischen Zwecken, einsetzbaren Ultraschallgerätes fördern, das erheblich zur diagnostischen Qualitätsverbesserung beitragen konnte und intensiv eingesetzt wird. Neben der eingetretenen Qualitätsverbesserung in Diagnostik und Behandlung decken die durch die Ultraschalluntersuchungen erzielten vergleichsweise geringen Erträge je Untersuchung nicht nur die zuzurechnenden Personalkosten ab, sondern tragen auch in geringem Umfang zur Mitfinanzierung des Gesamtbetriebes bei.

Ultraschallgerät beim diagnostischen Einsatz

Neben der primären Krankenhausbehandlung legen die Verantwortlichen auch ein großes Augenmerk auf die Betreuung besonders hilfsbedürftiger Gruppen, vor allem Aids-Infizierte. Homosexualität ist in Uganda in weiten Teilen der Gesellschaft tabuisiert und homosexuelle Handlungen sind strafbar. Anlässlich eines im Mai 2023 verkündeten neuen Gesetzes zur Homosexualität in Uganda formuliert die Tagesschau: „Demnach gilt die Todesstrafe für ‚schwere Homosexualität‘ – sexuelle Beziehungen, an denen mit HIV infizierte Personen beteiligt sind. Gleiches gilt für Sex mit Minderjährigen und anderen als gefährdet eingestuften Personen. ‚Versuchte schwere Homosexualität‘ kann mit bis zu 14 Jahren Haft geahndet werden. Personen oder Gruppen, die sich für homosexuelle Personen einsetzen, wie etwa Aktivistengruppen, können mit bis zu 20 Jahren Haft bestraft werden. Das Gesetz wird von vielen Menschen in Uganda unterstützt.“ (https://www.tagesschau.de/ausland/afrika/uganda-lgbtq-gesetz-100.html). Noch weitergehende Regeln in der ursprünglichen Gesetzesfassung, wonach auch Homosexuelle kriminalisiert werden, die sich freiwillig in ärztliche Behandlung begeben, konnten verhindert werden. Aids-Erkrankungen beschränken sich nicht auf Homosexuelle, sondern auch unter Heterosexuellen ist diese Erkrankung verbreitet; in Uganda  ist die Zahl der Erkrankten in beiden Gruppen nahezu gleich hoch. Auch wenn in den vergangenen Jahren eine Mehrzahl von Kampagnen dazu beigetragen haben, die Zahl der Infizierten zu reduzieren, mit einer Rate von 5,4% in der Bevölkerung von 15-49 Jahre ist Aids in Uganda nach wie vor extrem verbreitet ( für die Länder der Sub-Sahara beträgt der Vergleichswert 3,2%, EU : 0,2% – https://data.worldbank.org/indicator/SH.DYN.AIDS.ZS?locations=UG). Uganda liegt mit den auf Aids-Erkrankungen zurückzuführenden Todesfällen weltweit auf Rang 18 (https://www.worldlifeexpectancy.com/de/uganda-hiv-aids).

Die Zahl der HIV-positiven Menschen im Einzugsbereich des Krankenhauses ist nicht unbeträchtlich; von den rund 47 Mio. Einwohnern in Uganda haben  rund 1,5 Mio. Menschen HIV (Quelle : www.unaids.org). Gestützt auf das früh eingerichtete Labor betreut, behandelt und unterstützt man seit Jahren ca. 1800 Erwachsene und ca. 150 Kinder/Jugendliche, die HIV positiv getestet sind. Bis 2030 wird mit einem Anwachsen auf 3.000 Personen gerechnet. Inzwischen ist Aids gut behandelbar; Dank HIV-Medikamenten, die lebenslang genommen werden müssen, können Menschen mit HIV heute gut und lange mit dem Virus leben. Das Krankenhaus will nicht nur sich um die Aidsinfizierten kümmern und mit den notwendigen Medikamenten versorgen, sondern ist gleichfalls sehr aktiv in der Präventionsarbeit. In den unzulänglichen bisherigen Räumlichkeiten – quasi in einer freien Ecke – erfolgten die ärztlichen Beratungen/ Gespräche mit den HIV-Patienten. Hier trafen sich auch die ehrenamtlichen im „HIV-outreach-programme“ Aktiven, idR selbst HIV-positiv, für ihre Beratungen und Schulungen. Sie klären in den Dörfern, ihrem persönlichen Umfeld, Gruppen, Schulen, Unis als Betroffene über HIV auf. Eine Anonymität und Vertraulichkeit der Gespräche ist so bislang nicht gewährleistet.

bisheriges Arbeitsumfeld in der HIV-Klinik

Diese provisorische Unterbringung im Laborgebäude soll durch eigene Räumlichkeiten in Form der Erweiterung des Laborgebäudes für das HIV-Programm beendet werden. Gleichzeitig soll das Krankenhauslabor, zuständig für fast 300.000 Menschen im Distrikt, erweitert werden, um durch größere Testkapazitäten den Anforderungen besser gerecht werden zu können. Das erstellte Raumprogramm umfasste u.a. einen Beratungsraum für Einzelgespräche, einen Raum für medizinische Untersuchungen, weitere Arbeitsräume für die Mitarbeitenden, die  Medikamentenausgabe, ein Dienstzimmer für den Notfall-Bereitschaftsdienst des Labors, zusätzliche Personaltoilette und Dusche.

Die Bauarbeiten wurden zügig mit einem bewährten lokalen Bauunternehmen, begleitet durch den lokalen Partner, Chaperone International, einem Projektteam, im Mai gestartet, im September fertiggestellt und durch den Vorsitzenden der lokalen Regierung, DCP Sam Kajojo, im November offiziell eingeweiht.

offizielle Einweihung

Durch den Erweiterungsbau für die HIV-Klinik konnten dort die Arbeits- und Laborbedingungen von Ärzten und Pflegepersonal sowie für die Betreuung HIV-positiver Patienten deutlich verbessert, den im outreach programme aktiven Freiwilligen ein Raum zum Austausch und für die Medikamentenausgabe ausreichend Raum- und Lagerfläche geschaffen werden. Die mit der Förderung angestrebten Ziele sind erreicht.

© der Fotos Dr. H. Listle